»Es war einmal ein Bürgermeister aus Kieselbronn, namens Ludwig Wolf, der hatte fünf stramme Söhne und ein allerliebstes Töchterlein ...«. Nein liebe Leser, ein Märchen wollen wir Ihnen hier nicht erzählen. Ein kurzer Blick in die Vergangenheit muss aber sein. Denn jenen Ludwig Wolf, seines Zeichens Bürgermeister von Kieselbronn, gab es um die Jahrhundertwende 1899/1900 tatsächlich. Auch dass er sechs Kinder, davon fünf Söhne hatte ist keine Mär und mit einem dieser unternehmungslustigen Burschen, mit Albert Wolf, beginnt unsere heutige Geschichte.
Er war es, der 1927 seine Zelte in Niefern aufschlug um fortan den Einwohnern der Kirnbachgemeinde an sieben, also an allen Tagen in der Woche Kleider zu verkaufen, was ihm dann auch gleich den Spitznamen »Alldag« einbrachte. Das Bekleidungshaus Wolf war aus der Taufe gehoben.
Ehrbare Bürger waren die Wolfs, über Jahrzehnte wurde ihr Betrieb hoch geachtet. Auch nach den Kriegswirren führte Albert Wolf noch viele Jahre den Betrieb, um ihn 1964 in die Hände seines Sohnes Manfred zu übergeben.
Viele Bürgerinnen und Bürger in Niefern-Öschelbronn kennen Manfred und Lene Wolf – nicht zu vergessen Doris Stuible, die Schwester von Manfred Wolf, die lange Jahre eine der guten Seelen des Betriebes war – natürlich aufs Beste. Schließlich war es in den 60er-, 70er- bis in die 80er-Jahre für die Einwohner der Gemeinde eine Selbstverständlichkeit, seine Kleider »beim Wolf« zu kaufen.
Im ausgehenden 20sten Jahrhundert veränderten sich die Einkaufsgewohnheiten mehr und mehr. Das Versandhandelsgeschäft boomte, Filialisten drängten auf den Markt und so hatten es Martin und Sibylle Wolf, als sie 1994 die Leitung der Firma in der 3. Generation übertragen bekamen, schon etwas schwerer sich am Markt zu behaupten.
Inhabergeführte Häuser sind selten geworden.
Der bereits zitierte Trend hat sich in den letzten Jahren fortgesetzt. Fast überall klagt man, dass die inhabergeführten Betriebe verschwinden, dass ganze Ortschaften auf diese Art und Weise ausbluten. Da können wir nur sagen: »Wie gut, dass es in Niefern den Kleider-Wolf gibt!«. Dass die Wolfs auch heute noch Erfolg haben, kommt natürlich nicht von ungefähr.
Die Nähe zur Kundschaft, die Bereitschaft zur intensiven Beratung, die Fähigkeit, auch außergewöhnliche Wünsche zu erfüllen sind Tugenden, die ganz offensichtlich auch heute noch von vielen geschätzt werden.
»Es kommt häufig vor«, erzählt Sibylle Wolf, »dass sich Kundschaft, die das Bekleidungshaus Wolf zum ersten mal besucht darüber wundert, wie komplett das Sortiment bei Wolf in Niefern ist. So etwas gäbe es in der Umgebung kaum noch!«
Ob Baby oder Senioren, ob Damen oder Herren...
...Sibylle und Martin Wolf haben den Ehrgeiz für alle das Passende anzubieten. Und was nicht an Lager ist wird – wenn irgendwie machbar – innerhalb kürzester Zeit besorgt.
Von den Allerkleinsten – die Abteilung Baby und Kleinkind wurde erst jüngst etabliert – über Kindermode bis Größe 176, bis zu umfangreichen Sortimenten für Damen und Herren – beim Wolf gibt’s fast alles. Und selbst auf die immer wieder gestellte Frage: »Haben Sie auch Kurzwaren?« erhält die Fragerin (fast immer ist diese weiblich) ein freundliches »selbstverständlich« zur Antwort. Dabei ist das heute alles andere als eine Selbstverständlichkeit.
7 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gehören zum Wolf’schen Team. Darunter auch eine Schneidermeisterin, die im Hause ein eigenes Schneideratelier führt und die Wünsche der Kundschaft im wahrsten Sinne des Wortes in »Maßarbeit« umsetzt. Eine Serviceleistung, die inzwischen ebenfalls Seltenheitswert besitzt.
Familienbetrieb auch in der 4. Generation?
Die beiden Söhne von Sibylle und Martin Wolf, Amadeus und Sebastian, sind nicht nur bei der örtlichen TSG stark engagiert, sondern man sieht sie auch immer wieder im elterlichen Betrieb mitwirken. Ist das vielleicht die 4. Generation Mode-Wolf in Niefern?
Doch bis dahin fließt noch viel Wasser den Kirnbach hinunter, werden die Wolfs noch viele Jahre dafür sorgen, dass in Niefern nicht der Mode-Notstand ausbricht. Und das – da wird jeder zustimmen können – ist auch gut so!
Joachim Kilian